
Im Jivamukti Yoga, einer Yoga-Methode, die sich durch eine eher dynamische, körperliche Praxis auszeichnet, gibt es immer den sog. Fokus des Monats - ein ganz bestimmtes Thema, welches sich wie eine Art roter Faden durch alle stattfindenden Yogastunden zieht. So auch am vergangenen Wochenende, an dem ich selbst Teil eines ganz wunderbaren Workshops mit einer wirklich großartigen Jivamukti Yogalehrerin war.
Entlang des diesmonatigen Themas ging es insbesondere darum, wie man sich im Rahmen der Yogapraxis am besten davor schützt, in eine Art "Autopilot-Modus" zu verfallen. Warum das nicht nur ein Thema für besonders eifrige Yogis ist, sondern vielmehr etwas, das sich 1:1 auf den gesamten Alltag übertragen lässt, lest Ihr hier...
Nehmt Euch mal einen kurzen Moment Zeit, um zu überlegen, wie oft Ihr in Eurem Alltag voreingenommen seid. Na, keine Idee? Wie wäre es mit ein paar Beispielen: Ihr steht kurz davor, in ein Meeting zu gehen und "wisst" schon genau, wie das Ganze wieder ablaufen und wer sich als Erstes zu Wort melden wird. Oder: Ihr fragt eine Kollegin, wie es ihr geht und "kennt" schon vorab ihre Antwort. Oder auch: Ihr seid auf dem Weg zu einer Verabredung und "seht" das gesamte Setting schon vor Euch bzw. "hört" was xyz wieder zu sagen hat. Kommt Euch nicht bekannt vor? Ich denke schon!
Wenn es um die Yoga-Praxis geht, ist das ehrlicher Weise nicht viel anders. Denn kurz bevor man in den gefühlt hundert Millionsten abwärts schauenden Hund fließt, ist man ebenso häufig geneigt, in eine Art Automatismus zu verfallen. Schließlich weiß man ja, wie's geht und was als Nächstes kommt. Trotzdem lohnt es sich, zumindest zu versuchen, das Ganze möglichst unvoreingenommen anzugehen. Und zwar indem man sich immer wieder bewusst macht, dass der Körper ebenso wie alle Gefühle und Gedanken, die im Hintergrund mitlaufen, jeden Tag absolut (!) anders sind und somit auch alles, was wir tun - inklusive unserer Yoga-Praxis - niemals genau gleich sein wird. Sprich, auch eine sich immer wiederholende Yoga-Praxis ist nie 100%ig reproduzierbar oder noch einmal genau so, wie sie es zuvor schon mal war. Irgendwie beruhigend, oder?
Der Trick: Alles zurück auf Anfang!
Wodurch man Gefühle von Langeweile oder den bereits erwähnten Autopilot-Modus ebenfalls vermeiden kann, ist das gedankliche Zurückschlüpfen in die Rolle eines Anfängers ("Beginner's Mind"). Warum? Weil der Geist eines Anfängers uns immer mehr Möglichkeiten bietet als der eines Experten. Isso! Und an genau dieser Stelle schließt sich auch der Kreis zu unserem Alltag. Denn wie wäre es, wenn wir nicht nur der Yoga-Praxis, sondern dem Leben insgesamt wieder mit mehr Neugier und einer großen Portion Offenheit begegnen würden? So, wie es auch Kinder jeden Tag machen, und zwar ohne es zu wissen und auf ihre ganz eigene, wunderbare Weise.
Ich glaube, es würde uns allen gut tun, uns wieder mehr vom Leben überraschen zu lassen und alles Unbekannte zu umarmen - in unserem Alltag, ebenso wie auf der Yogamatte! Denn wie hat es schon Hermann Hesse seinerzeit so schön beschrieben? Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne!
In diesem Sinne...
#staycurious
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